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liegen jedenfalls nicht so, dass bei ein und demselben Individeum das
Pankreaspraparat nur einmal wirksam sein kann, wie dic Krankcn-
gcschichte des 6jahrigen Knaben K. M. bewcisen wird. Es ist also in
diesemr Fallc zum ersten Male gelungcn, durch Einfihrung eines Pankreas-
praparates die Zuckerausscheidung und die Ausscheidung von Aceton
und Acetessigsaure vollkommen, ohne irgend welche gleichzcitigcn diate-
tischcn Maassnahmen zu unterdricken.
Der niichste Fall betrifft den schon erwahnten 6j/hrigen Knaben
K. M. aus der Klinik von Geheimrath Senator. Aus der Anamniese ist
hervorzuheben, dass die Eltern und Gcschwister gesund sind, Hcrcdit/t
nicht nachweisbar ist und dass die Zuckerkrankheit etwa um Pfingsten
dieses Jahres entdcckt worden ist. Es handelt sich um ein schw/ich-
liches schmachtiges Kind von reducirtem Ernahrungszustande. Der
Knabe wicgt 13 kg, er macht den Eindruck eincs Schwerkranken, Gc-
sichtsziige sind miide, der Panniculus adiposus sehr sparlich, Lungen,
Herz und Abdomen sowie das Ncrvensystem ohne Besonderheiten. Der
Urin ist hellgelb, reagirt sauer und enthalt Spuren Eiweiss, Zucker,
Aceton und Acetessigsaure; im Sediment granulirte Cylinder, harnsaures
Natron und Epithelien. Die Urinmenge schwankte zwischen 1500 und
3000 ccm und enthielt in den ersten 8 Tagen 4-4,8pCt. Zucker,
reichlich Aceton und Acetessigsaure. Am 14. 7. wurden dem Jungen
5 ccm Pankreaslsung = 1 g Pankreasextract in die Cubitalvene ein-
gespritzt. Am Tage vorher war die Urinmenge leider nicht mehr fest-
stellbar, der Procentgehalt betrug 4,4.
Menge Zucker Aceton Acetessigsaure
14. 7. 2250 4,4 pCt. + +-
15. 7. 1600 2,8 ,, + -
16. 7. 2150 2,6 ,, ganz schwach
17. 7. 2350 2,6 ,, - -
18. 7. 3600 3,6 ,, + +
19. 7. 2940 5,0 ,, + +-
20(). 7. 2220 4,4 ,, + +
Dazu ist zu bemerken, dass am 14. 7. unmittelbar nach der Ein-
spritzung die Tcmperatur, die sonst immer nornmal gewesen war, auf
38,4 o stieg, und dass unmittelbar nach der Injection haiufiges Erbrechen
auftrat. Die Nahrungsaufnahme, die schon an und fir sich nicht sehr
reichlich gewescn war (gemischte Kost), blieb noch am naichsten Tagc
verschlechtert. Am 16. 7. jedoch ist das Allgemeinbefinden gegen friiter
als entschieden gebessert zu bezeichnen. Der Knabe machte einen viel
munteren Eindruck als seit seiner Aufnahme und spielt tagsibcr ]eb-
haft. Als objectives Zeichen des Besserbefindens sei die Gewichtszu-
nahrme am 22. 7. von 13 kg auf 13,4 kg bemerkt. Im Uebrigen ist
auch in diesem Falle der Einfluss der Einspritzung eindeutig. Die Zucker-
ausscheidung ist zwar in diesem Falle nur unbedeutend zuriickgegangen,
aber Aceton und Acetessigsaure sind glatt aus dem Urin verschwunden.
Wenn dem geringen Zurickgehen der Zuckerausscheidung keine Be-
deutung zuzumessen ist, schon wegen der geringfiigigeren Nahrungsauf-
nahme, so gilt dies nicht fiir die Beeinflussung der Acidosis. Nach