310 G. Zuelzer,
diabetisches Krankenmaterial in den einzelnen Krankenanstalten ein so
ausserst rares war, dass ich nirgends mehr als 1 oder hochstens 2 ge-
eigncte Kranke fand.
Der erste Patient (Privatklinik Professor Sultan) war ein 50jaihriger
Diabetiker, bei dem vor 3 Jahren der Diabetes zufallig entdeckt worden
war. Er litt an einer diabetischen Gangran der linken Zehe mit strang-
formiger Verbreiterung des gangranosen Processes nach dem Unter-
schenkel. Bei strenger Diat schied er 6 pCt. Zucker aus. Der Urin
enthielt Aceton und Acetessigsaure. Am 10. 6. wurde die Amputation
des Unterschenkels im oberen Drittel nothwendig. Die Zuckerausscheidung
sank auf 3,6 pCt., doch trat Herzschwache ein, leichter Icterus und
vollkommenes Darniederliegen des Appetits. Am 17. 6. wurde gemischte
Kost gegeben, am 21. 6. war eine leichte Besserung der Herzthitigkeit zu
constatiren. Die Zuckerausscheidung betrug 4,3 pCt., Aceton und Acet-
essigsaure +-, Patient ziemlich benommen. An diesem Tage wurde die
Injection vorgenommen. Es gelang nicht mehr, eine intravenose Injection
trotz versuchter Stauung zu bewerkstelligen, da die Circulation derart
darniederlag, dass noch einige MIinuten nach Abnahme der Stauungsbinde
die Hand und der Unterarm vollkommen kalt und livid blieben. Die In-
jection wurde deshalb subcutan vorgenommen. Es wurden 3 g Pankreas
in 8 cem gelost injicirt. Am nitichsten Tage nochmalige Injection von
5 g in 10 ccm Wasser gelost. Das Auffangen des Urins konnte aus
iusscren Grinden nicht durchgefihrt werden, da Patient unter sich liess.
Der allgemeine Eindruck war der, dass der schon moribunde Patiernt
sich entschieden erholte, dass vor Allem der Appetit besser wurde, und
dass die Benommenheit entschieden nachliess. Am 29. 6. schied Patient
bei reichlichem Milchgenuss 6,4 pCt. Zucker aus, Aceton und Alcet-
essigsaure +. Leider stand kein weiteres Praparat zur Verfuigung.
Patient starb am 2. 7., nachdem am 30. 6. erneut schweres Coma ein-
gesetzt hatte.
Diese Krankengeschichte ist nur mitgetheilt, um die Unschadlichkeit
des Praparates und die Wahrscheinlichkeit einer giinstigen Beeinflussung
zu doeumentiren.
Der nachste Patient (Klinik von Geheimrath Kraus) war der
27jaihrige Otto G., bei dem seit dem Februar des Jahres der Diabetes
festgestellt war. Der Patient litt an starker rechtsseitiger Phthisis
pulmonum. llereditare Belastung, beziiglich des Diabetes iag nicht
vor. Bei seiner Aufnahmne in die Klinik am 27. 5. betrug dic Zueker-
ausscheidung 6 pCt. bei 4080 Urinmenge, Aceton und Acetessig-
saure +. Es wurde eine langsame Entziehung der Kohlehydrate vor-
genommen. Am 30. 5.: Urinmenge 4200, Zucker 4,5 pCt., Aceton und
Acetessigsaure + bei 100 g Kohlehydraten. Vorn 7. 6. an war die
Ernahrung kohlehydratefrei. Einige Zahlen mogen die weiteren Aus-
scheidungsverhaltnisse illustriren.
Menge Zucker Aceton Acetessigsaure
7. 6. 2600 2,1 pCt. + +-
8.6. 2600 3.1 - +
12. 6. 2000 2,3, +- +